Mit dem Auto quer durch Russland – so funktioniert’s

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Von Grenzformalitäten bis hin zu Verhandlungen mit der Verkehrspolizei – Autoreisende erzählen von ihren Erfahrungen.

Grenzübertritt

Die Überquerung der russischen Grenze mit dem Auto kann eine langwierige Angelegenheit sein. Viele Fahrer berichten über lange Schlangen, intensive Kontrollen und Befragungen durch den Zoll. Zudem berichten sie von wenigen Sitz- und Liegemöglichkeiten in der Nähe. Vorbereitete Snacks, Wasser und ein Buch oder ein Laptop zur Unterhaltung machen die Wartezeit auf jeden Fall um einiges angenehmer.

Wichtig ist ebenfalls, zu wissen, dass es an einigen Stellen speziell markierte, rund fünf Kilometer breite Grenzzonen gibt, die Ausländer nur betreten dürfen, wenn sie nachweisen können, dass sie planen, die Grenze zu überqueren.

„Wir kamen in den Grenzbereich zur Mongolei, wo wir vom Militär gestoppt wurden. Da wir lieber eine kleine Abkürzung nehmen wollten, anstatt einen Umweg von 2000 Kilometern zu fahren, verhandelten wir über zwei Stunden mit ihnen. Trotzdem ließen sie uns nicht durch“, erinnert sich der 23-jährige Franzose Arthur Boulenger, der in einem Lada Niva die 13 000 Kilometer von Moskau nach Wladiwostok innerhalb von sechs Wochen zurücklegte.

Besonders schwierig gestaltet es sich an der Grenze zwischen Russland und Weißrussland. Wer zuvor schon die weißrussische Grenze überfahren hat, wird eventuell gebeten, an einem anderen Grenzübergang einzureisen. Grund hierfür ist eine spezielle Grenzregelung, deren Sinn es ist, die Reise zwischen beiden Ländern für russische und weißrussische Staatsbürger zu erleichtern.

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Geld

Am wichtigsten ist es, vor allem auf längeren Reisen, immer Bargeld in Form von russischen Rubeln bei sich zu haben. Auch wenn Kreditkarten in den großen Städten kein Problem darstellen, gilt das nicht für abgelegenere Gegenden. Boulenger empfiehlt, „Bargeld ist das Sicherste. Wir hatten immer so viel Bargeld wie möglich dabei. Für den Fall der Fälle hatten wir zweihundert Dollar im Auto versteckt.“

Transaktionen können unterwegs auch per App durchgeführt werden.  

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Essen & Trinken

Selbst wenn man überhaupt nichts mitgenommen hat, wird man in der Regel nicht verhungern. Entlang der meisten russischen Bundesstraßen gibt es zahlreiche kleine Cafés und Filialen von Schnellrestaurant-Ketten. "Die meisten Restaurants am Straßenrand sind sogar recht gut“, so Boulenger, „der Tipp ist es, darauf zu achten, wo viele LKWs stehen. Die Fahrer wissen, wo sie eine leckere Mahlzeit finden.“

Gesundheit

Eine Krankenversicherung für Russland ist empfehlenswert und in manchen Fällen sogar Voraussetzung für ein Visum. Die Einlieferung in ein öffentliches Krankenhaus ohne entsprechende Registrierung ist schwierig bis unmöglich.

Zahlreiche einfache Medikamente können auch ohne Rezept in Apotheken gekauft werden. Die Apotheker können Patienten, wenn nötig, ebenfalls beraten.  

Tankstellen und Werkstätten

Als Faustregel wird auf allen Strecken empfohlen, den Tank immer mindestens halb voll zu halten. Auch Reservekanister können insbesondere auf längeren Strecken sehr hilfreich sein.

Ansonsten hängt die Verfügbarkeit von Sprit und Reparaturen in Russland stark von der Region ab, in dem man sich befindet. Auf den vielbefahrenen Strecken von Moskau in Richtung Süden gibt es regelmäßig Tankstellen, Sprit ist immer verfügbar und auch Werkstätten sind immer in der Nähe.

Im Osten des Landes kann es hier jedoch größere Probleme geben. „In manchen Regionen, vor allem im Fernen Osten zwischen Chabarowsk und dem Baikalsee, ist Treibstoff knapp. Meine längste Strecke ohne Tankstopp war zwischen 800 und 1 000 Kilometern lang. Es kann sein, dass es zwischendurch Tankstellen gibt, aber man muss damit rechnen, dass dort kein Sprit verfügbar ist“, sagt Boulenger.

Die Sorge, irgendwo im Niemandsland mit einem kaputten Auto liegen zu bleiben, kann man sich getrost sparen: In praktisch jeder russischen Siedlung findet sich jemand, der ein Auto reparieren kann. Einfache Autos, vor allem aus russischer Produktion, sind jedoch von Vorteil.

“Mein Auto hatte einen Schaden und ich musste in einem Dorf namens Nasywajewsk bei Omsk anhalten. Ich fand einen Mechaniker, der mein Auto reparierte und mich währenddessen in sein Haus einlud. Sehr guter Service und sehr nette Leute”, lobt Bojan Rakic. Der Serbe fuhr in seinem Nissan X-Trail von Spanien bis nach Wladiwostok und zurück und brauchte für diese besondere Reise fast sechs Monate.

Zustand der Straßen

Anders als es das Klischee will, sind die Straßen in Russland oft in einem relativ guten Zustand. Natürlich gibt es einige Ausnahmen. Boulenger berichtet: "Im Fernen Osten sind die Straßen nicht gut. Manchmal muss man 300 Kilometer lang sehr langsam fahren, weil es einfach zu viele Unebenheiten gibt. Manchmal sind die Straßen aber auch brandneu und entsprechend gut ausgebaut. Nichtsdestotrotz ist es wichtig aufzupassen, weil es auch auf neuen Straßen teils große und gefährliche Schlaglöcher gibt."

Verkehrspolizei, Strafen und Bestechungen

Und wie sieht es mit den berüchtigten russischen Verkehrspolizisten aus? Gar nicht mal so schlimm, wie sich herausstellt. Fahrzeuge mit einheimischen Nummernschildern werden nur selten ohne triftigen Grund angehalten. Ausländische Fahrzeuge geraten hingegen etwas öfter in solche Zufallskontrollen, wobei kein Grund besteht, sich Sorgen zu machen.

„Wir gerieten in drei Polizeikontrollen, aber sie waren immer sehr freundlich. Wir wurden zwar gewarnt, dass manche Polizisten nach Bestechungsgeldern fragen würden, uns persönlich passierte aber nichts.“ erzählt Boulenger. Der Amerikaner Tim Kirby, der schon viele längere Strecken mit dem Auto zurückgelegt hat, fügt hinzu: „Dass ein Polizist unverblümt nach Bestechungsgeldern fragt ist heutzutage auch in Russland ein No-Go.“

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man trotzdem Opfer von Machtmissbrauch von Polizisten wird, gibt es zudem eine Anti-Korruptions-Hotline, die an jedem russischen Polizeiwagen steht. Russischkenntnisse sind in diesem Falle sehr hilfreich.

Weitere Tipps

Sorgen Sie dafür, dass sie Zugang zu mehreren Mobilfunknetzen haben. Je nachdem, wo man ist, können einige ausfallen, während andere immer noch guten Empfangs haben.

Die russischen Verkehrsregeln verlangen, dass sich in jedem Fahrzeug ein vollständiger Verbandskasten sowie ein Feuerlöscher befindet.

Tanken sie nur bei Filialen der großen Marken Lukoil, Rosneft, Shell und BP. Unbekannte Marken oder unabhängige Tankstellen führen oft nur minderwertigen Treibstoff.

Haben Sie kleinere Ersatzteile wie Glühbirnen für die Scheinwerfer oder Ersatzreifen dabei.  

Laden sie sich Yandex auf ihr Smartphone. Diese sowohl für iOS als auch für Android erhältlichen Onlinekarten bringen sie in Russland überall hin.

Und, als wichtigsten Tipp: Genießen Sie Ihre Reise!

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