Im Februar 2014 ließ Pawlenski in Sankt Petersburg eine Aktion namens "Freiheit" stattfinden, indem er Autodecken im Stadtzentrum anzündete. Diese Aktion war die Anspielung auf Maidan-Proteste in Kiew.
ReutersEs waren nicht die zahlreichen Strafverfahren wegen Randalierens und Vandalismus, die Pjotr Pawlenski angehängt wurden, weil er unter anderem seine Hoden auf dem Roten Platz festnagelte. Es war auch nicht die enorme Geldstrafe von einer halben Million Rubel (7 900 Euro), die er bezahlen musste, weil er am Sitz des russischen Geheimdienstes FSB eine Tür in Brand steckte. Der Aktionskünstler Pjotr Pawlenski musste seinen Kampf gegen das russische System einstellen, weil ihm Vergewaltigung vorgeworfen wird.
Alles soll am 14. Dezember 2016 begonnen haben, als das Paar aus Warschau in Moskau landete. Am Flughafen warteten bereits Mitarbeiter der Polizei. Laut Pawlenski habe man sie nach sieben Stunden Verhör mit den Worten entlassen: „Wir werden alle Beweise sammeln. Heute könnt ihr gehen, aber Ihr seid beim ersten Anruf wieder hier.“ Noch am selben Tag sollen Pawlenski und seine Familie über Belarus in die Ukraine gereist und von dort nach Frankreich geflogen sein. Im Falle eine Verurteilung droht dem Paar eine Haft von bis zu zehn Jahren. Dann würden ihre beiden Töchter in Kinderheimen untergebracht werden.
Das Paar wurde von Anastasia Slonina, einer Schauspielerin am Moskauer Teatr.doc, angezeigt. „Pawlenski und Schalygina riefen sie an und luden sie zu sich ein. Sie ging hin. Dann fand eine versuchte Vergewaltigung statt, sie erlitt Stichwunden, die nicht lebensgefährlich waren. Sie verließ die Wohnung mit Schnittwunden in den Fingern und fast nackt. Das war im Dezember“, erzählte Wsewolod Lisowski, Produzent von Teatr.doc, der „Nowaja Gaseta“. Slonina selbst spreche nicht über den Vorfall.
Pawlenski glaubt an eine Verschwörung. „Jeder wusste, dass Oksana und ich eine offene Beziehung führen, wir erkennen die Ehe nicht an. Deshalb hat man es auf uns abgesehen. Ich kann nicht sagen, wie lange Slonina mit der Polizei zusammenarbeitet und was sie sich dadurch erhofft“, kommentierte der Aktionskünstler.
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Aber nur wenige Stunden, nachdem die Flucht des Aktivisten bekannt geworden war, machten die Künstler von Teatr.doc auf einen weiteren Fall aufmerksam. Gemeinsam mit seiner Frau und einigen Kollegen habe Pawlenski auf Anastasia Sloninas Ex-Freund eingetreten. Als Beweis wurden Aufnahmen einer Überwachungskamera im Netz veröffentlicht. Gesichter sind allerdings nicht zu erkennen. Pawlenski räumte ein, es habe eine Auseinandersetzung gegeben, doch von einem Strafverfahren wisse er nichts.
Unterstützung erhält Pawlenski von Künstlerkollegen. Aber sogar Personen, die Pawlenski nahestehen, erklärten, er hätte das Land nicht verlassen, wenn es nicht eine begründete Gefahr für eine Freiheitsstrafe gäbe.
In Frankreich machte er zuletzt erneut auf sich aufmerksam, weil er – ähnlich wie am Moskauer FSB-Hauptquartier Lubjanka – dort einen Brand am Eingang einer französischen Bank in Szene setzte.
Die Sowjetunion wird für ihr aggressives Vorgehen im sogenannten „Winterkrieg“ gegen seinen Nachbarn Finnland aus dem Völkerbund ausgeschlossen. Jener dauerte knapp vier Monate – vom 30. November 1939 bis zum 12. März 1940. Grundsätzlich ging es um lange schon schwelende Grenzziehungsstreitigkeiten zwischen den zwei nordischen Nachbarn.
Nachdem die Deutsche Wehrmacht am 1. September 1939 Polen überfallen hatte, wollte die Sowjetunion ihre nördlichen Grenzen gerne gen Westen verschieben – angeblich, um eine größere Pufferzone zu den eigenen Gebieten im Norden zu bilden. Dafür wollte Moskau mit Finnland einige Inseln für ein Stück Land im heutigen Karelien eintauschen. Die finnische Regierung fürchtete eine Schwächung des eigenen Landes und lehnte ab. Die Sowjetunion allerdings bestand auf ihrer Forderung…
Am 26. November 1939 hatte es einen Zwischenfall in dem russischen Grenzort Mainila gegeben. Die sowjetische offizielle Darstellung lautete dann: Die finnische Artillerie habe auf sowjetischer Seite mehrere Soldaten getötet. Helsinki stritt dies ab und zog gleichzeitig seine Truppen 25 Kilometer weit von der sowjetischen Grenze ab.
Drei Tage später brach die Sowjetunion die diplomatischen Beziehungen zu Finnland ab. Wiederum einen Tag später passierte die Rote Armee die sowjetisch-finnische Grenze. Finnland erklärt seinem östlichen Nachbarn am 30. November den Krieg. Da die Rote Armee beim Versuch, die sogenannte Mannerheim-Linie – den Festungskomplex zwischen dem Finnischen Meerbusen und dem Ladoga-See – zu erreichen, scheiterte, endete die Invasion am 21. Dezember an der Karelischen Landenge.
Erst im Februar 1940 legte Helsinki dann einen Friedensvertrag vor. Am 12. März wurde der unterzeichnet und die finnisch-sowjetische Grenze 120 Kilometer nach Karelien hinein von Leningrad weg verlegt. Zum 13. März wurden die Kämpfe eingestellt.
Der spätere sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschjow, der damals noch Mitglied des Politbüros war, erinnert sich später daran, dass der Zwischenfall in Mainila von einem gewissen Marschall Grigorij Kulik provoziert worden sei. 1994 räumte der russische Präsident Boris Jelzin ein, dass der „Winterkrieg“ eine Aggression der Sowjetunion gegen Finnland war.
Karl Kolman (1786-1846): Dekabristenaufstand 1825 in Sankt Petersburg
gemeinfrei/WikipediaAls Dekabristen werden die Adeligen, die am 14. Dezember 1825 (26. Dezember neuen Stils) den Aufstand zur Entmachtung des Zaren probten, bezeichnet. Nach der Niederschlagung der Revolte wurden teils hingerichtet, größtenteils jedoch in den Osten deportiert, wo sie gemeinsam mit Kriminellen zur Bestrafung häufig in sibirische Arbeitslager geschickt wurden. Obwohl die Gefangenen im zaristischen Russland körperliche Arbeit verrichten und Schläge als Strafe hinnehmen mussten, führten viele während ihrer Inhaftierung ein relativ friedliches Leben. Die Dekabristen, Revolutionäre, die 1825 einen missglückten Aufstand gegen den Zaren angeführt hatten, lebten oft mit ihren Frauen und Kindern zusammen. Den Dekabristenfrauen, die ihren verurteilten Männern oft in die kalte Ferne folgten, wurde in Irkutsk sogar ein Denkmal aufgestellt.
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