Geschichte Tag für Tag: 23. Januar

Abchasien, Anna Pawlowa und Fjodor Dostojewski - unser Russia-Beyond-Kalenderblatt blickt regelmäßig auf die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Russlands und der Welt zurück.

2014: Der Fall „Abchasien“

Am 23. Januar 2014 ratifizierte die Duma der Russischen Föderation einen Kooperationsvertrag mit einer weiteren autonomen Republik in Georgien – Abchasien. Dieses Abkommen wurde im November 2014 in Sotschi unterzeichnet. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass sieht der Vertrag gemeinsame militärische Verteidigungsaktivitäten vor, an denen sowohl russische als auch abchasische Streitkräfte teilnehmen werden, Hilfe vonseiten Russlands hinsichtlich der Förderung zwischenstaatlicher Beziehungen sowie eine Erweiterung jenes Staatenkreises, der die Unabhängigkeit der Republik anerkennt.

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1931: Ballett-Star Anna Pawlowa verlässt die Bühne der Lebenden

Pawlowa als

Am 23. Januar 1931 stirbt in Den Haag Anna Pawlowa, eine Legende des russischen Balletts. Sie wurde 1881 in St. Petersburg geboren, das ist jedenfalls noch sicher. Ihr Leben aber wird auch heute noch von einer Vielzahl an Mythen begleitet. So ist beispielsweise bis heute unklar, wer Pawlowas Vater war – ein abgedankter Soldat oder ein Moskauer Bankier? War Anna Pawlowa jemals verheiratet? Einerseits hört man, dass sie 1911 den Aristokraten Viktor Dandré geheiratet haben soll, andererseits heißt es aber, dass Pawlowa nie verheiratet gewesen sein soll. Nach dem Tod der Ballerina konnte Dandré nämlich weder ein Hochzeitsfoto noch ein Dokument vorweisen, dass ihre Ehe belegen könnte. Zudem erinnert er sich nicht einmal daran, wo die Trauung stattgefunden hat.

Pawlowas Biografen schrieben über sie, dass sie in jeder Verfassung auftrat: Kunst stand für sie über Krankheit und persönlichen Problemen. Das Zimmermädchen der Ballerina erzählte, dass Pawlowa einmal auf eines ihrer teuren, in Paris gekauften Kleider gezeigt und gesagt haben soll: „Es wäre besser gewesen, ich hätte dieses Geld für meine Kinder ausgegeben". Für Kinder, die sie doch niemals hatte.

Pawlowa in der Umkleide, Ort und Datum unbekannt

Im Jahre 1907 erlangte Pawlowa mit ihrer Rolle als „Schwan" auf der Bühne des Mariinski-Theaters Berühmtheit. Diese Rolle, die später als „der sterbende Schwan" bekannt wurde, entwickelte sich zu einem Symbol für das russische Ballett des 20. Jahrhunderts. Anna Pawlowa revolutionierte das Erscheinungsbild der Ballerina. Bis zu dieser Zeit waren Ballerinen stark gebaut und muskulös. Doch Pawlowa bewirkte eine Wende hin zu Zartheit und Grazie.

Einer Legende zufolge sollen folgende Worte die letzten der Ballerina gewesen sein: „Bereitet mein Schwanenkostüm vor!" Diese Worte dienten auch als Titel eines 2009 erschienen russischen Films, der von Trauer, Sehnsucht und Tod erzählt.

Anna Pawlowa 1916

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1850: Dostojewskij in der Verbannung eingetroffen

Dostojewski nach seiner Haft in in Semipalatinsk, heute Kasachstan, Sibirien1858

Am 23. Januar 1850 trifft der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewskij im Omsker Katorga-Lager ein. Zuvor war er nur knapp seinem Todesurteil entronnen: Der Zusammenarbeit mit den angeblich revolutionären Petraschewzen beschuldigt, war der  Dostojewskij zunächst festgenommen und dann mit weiteren „Revolutionären“ zum Tode verurteilt worden. Am 22. Dezember 1849 sollte das Urteil ausgeführt werden. als die Verurteilten bereits in Leichenkleidern auf dem Paradeplatz in Sankt Petersburg vor dem Erschießungspeloton standen, wurde plötzlich ein Erlass verlesen. Die ersten Verurteilten und Rädelsführer der revolutionären Umtriebe, Petraschewski, Speschnjeff, Mombelli, waren da bereits an den Pflöcken festgebunden. Zar Nikolaj I. begnadigte den Autor und schickte ihn „nur“ für vier Jahre „Festungshaft“, eine besondere Haftform ohne Arbeitszwang für angesehene Verurteilte, in die Verbannung. Danach sollte er als gemeiner Soldat dienen.

In seiner Haftzeit in Sibirien bereitet er die Aufzeichnungen aus einem Totenhaus vor. Offenbar auch dafür ließ er sich von seinen Mitgefangenen auch die grauenvollsten Erfahrungen detailliert erzählen: Dostojewski soll von einer panischen Angst besessen gewesen sein, Prügel zu beziehen. Ausgepeitschte Gefangene bat er unmittelbar nach ihrer Tortur darum, ihren Schmerz geradezu minutiös zu beschreiben. Er wollte wissen, ob er selbst es wohl überleben würde.

Ein Jahr und einen Monat später schreibt er in einem Brief an seinen Bruder Michail über seine Mitgefangenen in der Katorga:

"Sie sind brutale, zornige, verbitterte Menschen. Ihr Hass auf den Adel ist grenzenlos; sie betrachten uns alle, die wir dazugehören, mit feindseliger Abweisung. Sie würden uns auffressen, wenn sie könnten. Urteile nun selbst, in welcher Gefahr wir schwebten, während wir unser Leben mit diesen Menschen gemeinsam verbringen mussten, mit ihnen essen, neben ihnen schlafen, und ohne irgendeine Möglichkeit, uns über das Unrecht zu beschweren, das uns ständig angetan wurde. (. . .) Einhundertfünfzig Widersacher, die niemals müde wurden, uns zu verfolgen - das war ihr Spaß, ihre Ablenkung, ihr Zeitvertreib. (. . .) Unser einziger Schild war unsere Indifferenz und unsere moralische Überlegenheit, die sie gezwungen waren anzuerkennen und zu respektieren."

Heute gibt es in Omsk ein kleines Dostojewski-Museum, das die für ihn prägenden Lagerjahre behandelt.

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