Älteste des kollektiven Landwirtschaftsbetriebs (Kolchos) prüfen die Qualität des Getreides der neuen Ernte in Ostsibirien. 1936.
Georgy Zelma/SputnikDie in den späten 1920er Jahren gestartete Zwangskollektivierung einzelner Bauernhöfe wurde auf brutale und kompromisslose Weise durchgeführt, was schließlich zu öffentlichem Widerstand führte. Am 2. März 1930 erschien Joseph Stalins Artikel „Vor Erfolg vom Schwindel befallen“ in der Propaganda-Zeitung Prawda.
Es wurde festgestellt, dass die Kollektivierung der Landwirtschaft mit übermäßigem Eifer durchgeführt wurde, was Übertreibungen veranlasste, die korrigiert werden mussten. Danach wurde das Tempo der Kollektivierung wesentlich verringert.
Hunger in der Ukraine, 1932.
SputnikDie Zwangskollektivierung und Beschlagnahmung von Getreide führte zu einer Hungersnot in den riesigen Gebieten der Ukraine, der Wolga-Region, des Südurals, Westsibiriens und des Nordkaukasus sowie zum Tod von über sieben Millionen Menschen.
Verurteilte im Arbeitslager mit einem Beamten der OGPU (Die Gemeinsame Staatspolitische Direktion war von 1923 bis 1934 die Geheimpolizei der Sowjetunion), 1933.
State Literary Museum/russiainphoto.ruDas sowjetische Zwangsarbeitssystem lief in den 1930er Jahren auf Hochtouren. Bis zu zwei Millionen Menschen befanden sich in Hunderten von Lagern, zerstreut über das ganze Land. Während des gesamten Jahrzehnts starben über 360.000 Sträflinge an den Folgen brutaler Behandlung, Hungersnot und Erschöpfung beim Bau von Eisenbahnen, Kanälen, Fabriken und Wasserkraftwerken.
Ein Arbeiter des Magnitogorsker Eisen- und Stahlwerks, 1937.
Vladislav Mikosha/SputnikIn den 1930er Jahren erzielte die Sowjetunion beeindruckende Ergebnisse bei der Industrialisierung und wurde zu einer der weltweit führenden Industriemächte. Über 4.500 neue Fabriken und Werke wurden gebaut. Eine wichtige Rolle spielten dabei eingeladene deutsche und amerikanische Spezialisten.
Im Allgemeinen ermöglichte die neu geschaffene industrielle Kapazität den Sowjets, ihre Streitkräfte erheblich zu modernisieren, was aufgrund des bevorstehenden neuen Weltkriegs lebenswichtig war.
Eine Szene aus dem Film „Zirkus“ (1936) von Grigori Aleksandrow mit Ljubow Orlowa als Marion Dixon.
SputnikSteigende Standards in Schauspiel und professioneller Regie sowie die Umsetzung von Ton und guter Requisite ermöglichten es dem sowjetischen Kino, beispiellose Höhen zu erreichen. Einige Filme dieser Epoche, wie „Lustige Burschen“ (1934), „Zirkus“ (1936) und „Wolga, Wolga“ (1938) wurden zu Klassikern des sowjetischen und russischen Kinos. Die beliebteste sowjetische Schauspielerin in der UdSSR, Ljubow Orlowa, wurde zum ersten Sexsymbol des Landes.
Eine Parade der Athleten auf dem Roten Platz am 1. Mai 1936.
Ivan Shagin/МАММ/russiainphoto.ruDie 1919 eingeführten sogenannten Paraden der Athleten fanden ab 1931 regelmäßig statt. Sie wurden zum wirksamsten Propagandamittel zur Förderung des Sports und gesunden Lebensstils in der Sowjetunion. Diese Paraden spielten auch eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Stalins Personenkult. Bei der Parade der Athleten von 1935 rief Stalin „den besten Freund der Pioniere“ aus, während die Parade von 1936 unter dem Slogan „Vielen Dank, Genosse Stalin, für unsere glückliche Kindheit“ veranstaltet wurde.
Joseph Stalin während einer feierlichen Veranstaltung zur Eröffnung der Moskauer U-Bahn, 1935.
SputnikDie sowjetische Propaganda arbeitete hart, um Stalin in einen Halbgott zu verwandeln, einen unfehlbaren idealen Herrscher, der niemals Fehler machte. „Großer Anführer“, „Großer Anführer und Lehrer“, „Vater der Nationen“, „Großer Kriegsherr“, „Bester Freund der Wissenschaftler (Schriftsteller, Sportler usw.)“ waren nur einige seiner Titel.
„Volksfeind“. Der russische Ferne Osten, 1939.
Evgeny Khaldey/МАММ/МDFStalinsche Säuberungen, bekannt auch als „Große Säuberung“ oder Großer Terror, kosteten fast 700.000 sowjetischen Bürgern das Leben. Stalins Repressionen von 1936-1938 vernichteten den Kern der kommunistischen Partei und der Regierungsbeamten, enthaupteten die Führung der Roten Armee und dezimierten die Intelligenzija und das einfache Volk.
Sowjetische Piloten Alexander Beljakow, Waleri Tschkalow und Georg Bajdukow nach der Landung in Vancouver. 29. Juni 1937.
Getty ImagesAm 18. und 20. Juni flogen sowjetische Piloten in einem Tupolew ANT-25-Flugzeug zum ersten Mal nonstop über den Nordpol von Moskau nach Vancouver im US-Bundesstaat Washington. Der Flug dauerte 63 Stunden und legte eine Distanz von 8.811 Kilometern zurück.
(v.l.n.r.): Der Hydrologe Pjotr Schirschow, der Funker Ernst Krenkel, der Leiter der Station Iwan Papanin und der Geophysiker Jewgenij Fjodorow bei der Eröffnung der ersten Eisdriftstation „Nordpol-1“ am 6. Juni 1937.
Public domainIn den 1930er Jahren erzielte die Sowjetunion große Erfolge bei der Erforschung der Arktis und ihrer industriellen Nutzung: Die sowjetischen Piloten flogen erstmals nonstop über den Nordpol, der Eisbrecher „A. Sibirjakow“ meisterte im Winter die erste erfolgreiche Überquerung der Nordseeroute in einer einzigen Schifffahrt ohne Pause. Die Sowjets errichteten Dutzende arktische Häfen und entdeckten zahlreiche Gas- und Ölquellen in der Region. 1937 wurde die erste bemannte Eisdriftstation der Welt im Nordpolarmeer, „Nordpol-1“, eingerichtet.
Joseph Stalin und Bundesaußenminister Joachim von Ribbentrop im Kreml, 23. August 1939.
Bundesarchiv, Bild 183-H27337 (CC-BY-SA 3.0)Der als Molotow-Ribbentrop-Pakt bekannte Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion ließ dem deutschen Führer freie Hand. Hitler konnte sich nun mit Polen und dann mit Frankreich befassen ohne Angst davor zu haben, von den Sowjets attackiert zu werden und einen Krieg an zwei Fronten führen zu müssen.
Das Geheimprotokoll des Paktes bestimmte die Teilung Osteuropas zwischen den Supermächten. Laut seiner Bestimmungen sollten Finnland, Ostpolen, ein Teil Rumäniens und die baltischen Staaten sowjetische Interessengebiete werden.
Deutsche Motorradfahrer und sowjetische T-26-Panzer der 29. Panzerbrigade in Brest, September 1939.
Bundesarchiv, Bild 101I-121-0012-30 (CC-BY-SA 3.0)Am 17. September 1939 überquerte die Rote Armee die sowjetisch-polnische Grenze und startete eine sogenannte „Befreiungskampagne“, die laut Sowjets darauf abzielte, „die Völker der Westukraine und West-Weißrusslands von der Unterdrückung durch polnische Herren und Kapitalisten zu befreien.“
Für die bereits geschlagene polnische Armee war es der letzte Kampf. Den polnischen Soldaten wurde befohlen, kein Feuer auf die vorrückenden sowjetischen Truppen zu eröffnen. Infolge der Invasion annektierte die Sowjetunion Ostpolen (Westukraine und West-Weißrussland). Die Rote Armee und die Wehrmacht veranstalteten daraufhin am 22. September in Brest eine gemeinsame Militärparade.
General Terentij Schtykow (in der Mitte) inspiziert die Munition der Rotarmisten während des sowjetisch-finnischen Krieges von 1939-1940. 1. Dezember 1939.
David Trachtenberg/SputnikIm Herbst 1939 bot Moskau Helsinki an, die finnische Karelische Landenge und mehrere Inseln im Finnischen Meerbusen gegen die viel größeren (aber weniger fortgeschrittenen) Gebiete der sowjetischen Karelien auszutauschen. Damit wollten die Sowjets das nahe an der finnischen Grenze gelegene Leningrad sichern.
Nachdem sich die Finnen geweigert hatten, griff die Rote Armee am 30. November 1939 an. Stalin beschloss, die Gebiete nicht nur mit Gewalt einzunehmen, sondern Finnland zu „sowjetisieren“ und es in eine Sowjetrepublik zu verwandeln. Aber die Finnen erwiesen sich als unerbittliche Gegner. Der sowjetische Blitzkrieg brach vollständig zusammen: Die Mannerheim-Linie wurde nicht durchbrochen, Truppen wurden umzingelt und zerstört, und die Verluste nahmen erschreckend zu.
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