Die Russin Larissa Tretjakowa ist zwar selbst keine professionelle Ballerina, aber in ihrer neuen Wahlheimat, in die sie ihrem Mann gefolgt ist, unterrichtet sie dennoch Ballett - in der einzigen Ballettschule des krisengeschüttelten afrikanischen Landes Ruanda.
Die Schule war ursprünglich von einer Amerikanerin gegründet worden, die jedoch bald in die USA zurückging. Fast hätte die Schule schließen müssen, aber dann kaufte sie die Mutter eines der Ballettmädchen.
Die Besitzerin der Schule Anita hat jedoch ein großes Problem: "Das Schwierigste ist, in Ruanda professionelle Ballettlehrer zu finden. Wir haben keine, denn Ballett ist nicht Teil unserer Kultur", erzählt sie. "Darum sind wir auf Ausländer angewiesen, viele kommen aus dem Westen. Wie Larissa, die mit ihrem Mann hier ist und manchmal unterrichtet."
"Ich habe zuerst von der Schule gehört: US-Ballett tanzt 'Nussknacker' und dachte: 'Wow! Der Nussknacker in Afrika!'", erinnert sich Tretjakowa. "Natürlich kann man Hobby- und Profi-Ballettschulen nicht vergleichen. Aber ich finde es toll, wie sich die Kinder bemühen und ihr Bestes geben."
Mittlerweile unterrichtet Larissa hier nun schon drei Jahre und kennt alle Eigenheiten der Kinder: "Natalie ist Amerikanerin, ihr Vater ist Priester hier. Sie haben zwei eigene Töchter und vier adoptierte Kinder aus Ruanda. Ineza ist ruandisch, sehr lieb und hilfsbereit. Sie hat ein Näh-Set mit Nadel und Faden. Wenn jemand dringend etwas genäht braucht, rufen wir Ineza. Sie sagt immer 'natürlich' und ist sehr lieb. Auch Enza ist ruandisch und sehr albern. Das ist Lia, sie kommt aus Serbien. Meine Tochter Katja macht auch mit."
Für die achtjährige Shimwa hat sich ein Traum erfüllt. Und Ineza erinnert sich: "Ich bin jetzt 14, also tanze ich schon 8 Jahre Ballett."
Ballettkostüme sind sehr selten in Ruanda, darum gehen die Mädchen sehr vorsichtig mit ihnen um.
Kaum eine Familie in Ruanda kann es sich leisten, die Kinder auf eine Ballettschule zu schicken. "Dieses Jahr wollen wir aber auch Kinder von normalen Schulen aufnehmen, auch aus ärmeren Familien", sagt Tretjakowa. "Die Frage ist, ob sie wollen!"
Einige Ehemalige eröffnen derweil aber auch schon eigene Schulen.
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