Rodion Raskolnikow aus „Schuld und Sühne“ von Fjodor Dostojewski
Lew Kulidschanow/Gorky Film Studio, 1969
Technisch gesehen ist Rodion Raskolnikow ein Schurke. Sein größtes Verbrechen scheint zu sein, dass er einen Mord um eines moralischen Experiments Willen begeht. „Bin ich eine zitternde Kreatur oder habe ich das Recht?“, fragt er sich kühn und versucht herauszufinden, ob er „eine Laus, wie alle anderen, oder ein Mensch ist? Kann ich diesen Schritt wagen oder nicht?“ Nachdem er sein verhängnisvolles Verbrechen begangen hat (Raskolnikow ermordet die gierige Pfandleiherin Aljona Iwanowna und ihre Schwester Ljaweta, die schwanger ist), durchlebt der Protagonist auf seiner Suche nach moralischer Freiheit einen emotionalen Albtraum. Raskolnikow macht seine Hausaufgaben und büßt für den Rest seines Lebens für sein Verbrechen. „Ich habe nicht die alte Frau umgebracht, sondern mich selbst", gesteht der junge Mann in „Schuld und Sühne“ und analysiert die Folgen seiner Tat. Der Autor von „Einladung zur Enthauptung“, Vladimir Nabokow, der Fjodor Dostojewski oft mit einem Hauch von Sarkasmus kritisierte, war der Meinung, dass Raskolnikow nicht zu einem Polizeikommissar, sondern in erster Linie zu einem Psychiater hätte gebracht werden müssen.
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Arkadi Swidrigailow aus „Schuld und Sühne“ von Fjodor Dostojewski
Lew Kulidschanow/Gorky Film Studio, 1969
Arkadi Swidrigailow ist ein Schurke wie aus dem Bilderbuch, der seine Dämonen unter dem Deckmantel der Güte verbirgt. Der Mann, der schwere Sünden begeht, sich aber nie für den richtigen Weg entscheidet, hat „etwas furchtbar Unangenehmes“ an sich. Der zynische und bösartige Swidrigailow ist für den Selbstmord eines 14-jährigen tauben Mädchens und möglicherweise auch für die Vergiftung seiner eifersüchtigen Frau Marfa verantwortlich. Der ehemalige Kartenbetrüger Swidrigailow wird als „ein hohler und unbedeutender Schurke“ beschrieben, dessen Augen „irgendwie zu blau und ihr Blick irgendwie zu tief und starr“ waren. Der Adlige, der noch keine fünfzig Jahre alt ist, verkörpert Ausschweifung, Lust und Müßiggang. Interessanterweise ist Swidrigailow in Dostojewskis vielschichtigem Roman mit dem Motiv der Dualität und der Wiederauferstehung Raskolnikows verbunden. Er ist das, was Raskolnikow hätte werden können, wenn er nicht die Kraft und die Anstrengung zur Umkehr gefunden hätte.
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Taras Bulba von Nikolai Gogol
Wladimir Bortko/Аrk-film, 2009
Hätte er heute gelebt, wäre Taras Bulba definitiv gezwungen gewesen, ein Antiaggressionstraining zu absolvieren. In einem Anfall von Wut und Enttäuschung ermordet der jähzornige und willensstarke Bulba seinen eigenen Sohn Andrej. „Ich habe dich auf die Welt gebracht und werde dich töten“, lautet der berühmte Satz des eingefleischten Kosaken. Der rachsüchtige und grobe Mann massakriert seinen Sohn, als dieser die Kosaken verrät und sich auf die Seite der Polen schlägt. Nach dem brutalen Mord starrt der grauhaarige Mann, der auch ein glühender Orthodoxer ist, lange auf „den leblosen Körper“ seines erschlagenen Sohnes. Körperlich stark und mächtig, finden sogar die Kosaken seine „gnadenlose Wildheit und Grausamkeit übertrieben“, aber Bulba ist stur wie ein Ochse. Er beschimpft und schlägt auch seine Frau. Brutalität ist Teil seiner DNA.