Vom Stadtgründer bis Kalaschnikow: Fünf umstrittene Denkmäler in Moskau

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ALEXANDRA GUSEWA
Die russische Hauptstadt hat über 900 Denkmäler zu bieten. Aber nicht alle gefallen den Moskowitern.

1. Das Denkmal für Juri Dolgoruki 

Das Bronzedenkmal für Moskaus legendären Gründer, Fürst Juri Dolgoruki, wurde 1947 zum 800. Jahrestag der Stadt errichtet. Der Bildhauer Sergei Orlow schuf einen Krieger in mittelalterlicher Rüstung. Wie Dolgoruki wirklich ausgesehen hat, ist nicht überliefert.  

Das Denkmal wurde auf dem Platz Sowetskaja (heute Twerskaja) errichtet und ersetzte ein Denkmal für die sowjetische Verfassung von 1919. Stalin wollte, dass seine Herrschaft mit den Helden der alten Rus in Verbindung gebracht wird - Juri Dolgoruki, Alexander Newski, Iwan der Schreckliche (die letzten beiden waren die Protagonisten zweier patriotischer Filme, für die er Sergei Eisenstein beauftragte).

Es gibt auch einige interessante Geschichten über Dolgorukis Pferd. So heißt es zum Beispiel, Stalin hätte es gar nicht gefallen, dass das Tier eine Stute war und er habe befohlen, daraus einen Hengst zu machen. Sein Nachfolger Nikita Chruschtschow soll dagegen der Meinung gewesen sein, dass die männlichen Merkmale des Pferdes zu groß geraten seien. Am Ende wurden sie entfernt. 

2. Das Denkmal für Marschall Schukow 

Georgi Schukow war ein Held der Sowjetunion und einer der Marschalle, die das Land zum Sieg im Zweiten Weltkrieg führten. Er führte auch die legendäre erste Siegesparade am 24. Juni 1945 an. Es waren Aufnahmen dieser Parade, die als Inspiration für das Reiterdenkmal von Schukow dienten, das anlässlich des 50. Jahrestages des Sieges im Jahr 1995 errichtet wurde. 

Das Denkmal kostete die stattliche Summe von 3,2 Millionen US-Dollar, doch den Moskauern gefiel nicht, was der Bildhauer Wjatscheslaw Klykow und der Architekt Juri Grigorjew geschaffen hatten. Der Hauptkritikpunkt galt dem Pferd: Seine Proportionen passten nicht zum Reiter. Zudem wirke die Haltung Schukows unnatürlich. Das Gesicht der Statue hatte wenig gemeinsam mit dem echten Schukow.  

Der Bildhauer selbst beschwerte sich über den Ort, an dem sein Denkmal aufgestellt wurde. Er sah es nun im Schatten des Historischen Museums. Ursprünglich sollte die Statue auf dem Roten Platz gezeigt werden, doch dagegen sprach sich die Unesco-Kulturerbe-Kommission aus. 

So steht das Denkmal Schukows am Eingang zum Roten Platz - in der Nähe des Historischen Museums am Maneschnaja-Platz. 

3. Das Denkmal für Peter den Großen 

Dieses Denkmal ist in Moskau gar nicht beliebt. Es kostete die Moskauer Stadtregierung die beeindruckende Summe von 16,5 Millionen US-Dollar. Die fast 100 Meter hohe Statue wurde 1997 von Surab Zereteli geschaffen und von der Moskauer Stadtregierung anlässlich des 300. Jahrestags der Gründung der russischen Flotte in Auftrag gegeben. 

Das Denkmal besteht aus einer 18 Meter hohen Statue von Peter dem Großen, die auf einem Schiff steht, das wiederum auf einem Sockel fußt. Auf der Moskwa-Nehrung in der Nähe der Baltschug-Insel musste eigens ein Hügel für das Monument angelegt werden. 

Vor allem die Größe des Denkmals sorgte für Kritik. Es wirke fehl am Platz im historischen Zentrum der Stadt. 

Die Skulptur ähnelt einem anderen Werk von Zereteli, einem Denkmal für Columbus, das er angeblich in die USA verkaufen wollte. Die hatten jedoch kein Interesse und das Denkmal landete in Puerto Rico. 

4. Das Denkmal für Wladimir dem Großen 

Eine der jüngsten Ergänzungen auf der Moskauer Liste der Denkmäler ist eine 17,5 Meter hohe Statue von Großfürst Wladimir, der im 10. Jahrhundert lebte und Russland christianisierte. 

Das vom Bildhauer Salawat Schtscherbakow geschaffene Denkmal wurde am 4. November 2016, dem Tag der nationalen Einheit, in der Nähe des Kremls errichtet. Ursprünglich sollte es auf den Sperlingshügeln installiert werden. Aber das stieß in der Öffentlichkeit auf Kritik. Es gab die Befürchtung, dass der Charakter der beliebten Aussichtsplattform zerstört werden könne. 

Der neue Standort für das Denkmal wurde per Online-Abstimmung ausgewählt. Nun steht es auf dem Borowizkaja-Platz direkt neben dem Kreml. Was die Einwände der Moskauer hier provozierte, war die Befürchtung, dass die Statue das historische und architektonische Erscheinungsbild stören würde. 

Darüber hinaus wurde auch der Großfürst selbst Gegenstand einer hitzigen Debatte: Einige Kritiker vermuteten, dass Präsident Wladimir Putin historische Parallelen zwischen sich und dem mittelalterlichen russischen Fürsten ziehen wollte (was sein Pressesprecher bestritt), während andere darin mit Sorge den wachsenden Einfluss der russisch-orthodoxen Kirche sahen, deren Vertreter in der Jury saßen, die den Siegerentwurf ausgewählt hatte. 

Zudem hielten viele den Anlass für die Errichtung des Denkmals (der 1000.Todestag von Wladimir dem Großen) für zu weit hergeholt. 

5. Das Denkmal für Michail Kalaschnikow 

Kurz nach seiner Statue von Fürst Wladimir schuf Salawat Schtscherbakow dieses Denkmal für den Vater des berühmten Sturmgewehrs AK-47, das noch immer in mehr als 50 Ländern im Einsatz ist. 

Das Denkmal wurde im Zentrum von Moskau außerhalb des Geschäftszentrums von Oruschejni errichtet, inspiriert von den Hochhausbauten „Sieben Schwestern“ aus der Stalin-Zeit. 

Die zwei Meter hohe Figur von Kalaschnikow, die sein berühmtes Sturmgewehr in den Händen hält, steht auf einem fünf Meter hohen Sockel. Das Denkmal löste viele Kontroversen aus, da es an einen Mann erinnert, der eine Waffe geschaffen hat, die Millionen von Menschenleben gekostet hat. 

Viele fragten sich auch: Wenn dies ein Denkmal für den Mann ist, warum muss er die Waffe in den Händen halten? Oder umgekehrt: Wozu braucht es den Mann, wenn der Waffe gedacht werden soll …

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