Kuskowo: Moskaus schönstes Anwesen (FOTOS)

Vadim Razumov
Nicht weniger als der französische König Louis XIV. wusste Graf Nikolai Scheremetew, wie man auf großem Fuße lebt und richtig Spaß hat. Für die Gäste seiner Sommerresidenz ließ er Volieren mit seltenen Vögeln, Orangerien mit exotischen Früchten und natürlich ein herrliches Herrenhaus errichten.

Die einflussreiche Adelsfamilie Scheremetew baute eines der größten und elegantesten Schloß-Park-Ensemble in Moskau. Es war hauptsächlich für Sommeraufenthalte und Empfänge gedacht. Das Dorf Kuskowo gehörte seit dem 16. Jahrhundert der Familie Scheremetew, aber die heutige Ausstattung bekam das Anwesen hauptsächlich Ende des 18. Jahrhunderts.

Der Palast wurde 1769-1775 auf Befehl von Graf Peter Scheremetew im Stil des frühen russischen Klassizismus erbaut. „Das Große Haus“ war für feierliche Empfänge gedacht. 

Das Gebäude ist aus Holz und mit rosafarbenem Stuck bedeckt. Ein Portikus bestehend aus drei Säulen ziert die Fassade und vor der weißen Steintreppe sind Sphinx Figuren angebracht. Es war möglich, mit einer Kutsche direkt vor die Türen des Palastes zu fahren.

Viele der Gebäude in Kuskowo sind perfekt erhalten und können heute besichtigt werden - alles dank der Tatsache, dass das Landgut nach der bolschewistischen Revolution den Status eines Museums erhielt. Dies rettete es vor der Verheerung oder dem Einsatz für verschiedene wirtschaftliche Zwecke durch neue Behörden.

Früher gab es in Kuskowo eine Holzkirche, aber im 18. Jahrhundert wurde an selber Stelle die steinerne Erlöserkathedrale errichtet. Die Kirche ist auch heute noch in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten und ein Beispiel für den Annenbarock, den Baustil aus der Zeit von Zarin Anna Iwanowna (1730 - 1740).

Dieses kleine rosafarbene Gebäude in der Nähe der Kirche ist eine Küche. Die Bediensteten brachten von hier aus Geschirr in den Speisesaal des Palastes. 

Scheremetew versuchte, seine Gäste mit allen verfügbaren Mitteln zu unterhalten und ließ deshalb mehrere sehr interessante Pavillons errichten. Jeder von ihnen ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich.

Der ungewöhnlichste Bau auf dem Gelände des Anwesens ist der im Barockstil errichtete Pavillon „Grotte“. Ähnliche Konstruktionen erschienen im 16. Jahrhundert in Gärten und Parks in Italien.

Bis zum 18. Jahrhundert war der Bau von Grotten auch in Russland in Mode. In Europa befanden sich in den Grotten Badehäuser oder Springbrunnen, während es sich in Russland hauptsächlich um Parkpavillons handelte.

In der „Grotte“ konnte man sich auch vor der Sommerhitze verstecken. Bei der Dekoration wurden Muscheln verwendet, und in den Wänden befinden sich Nischen mit Statuen römischer Götter. Die Kuppelspitze ist mit einer Vase gekrönt, die einem Brunnen ähnelt.

Ein weiterer Pavillon ist das Holländische Haus. Seine Architektur ähnelt den niederländischen Gebäuden des 17. Jahrhunderts. Sein Innenraum ist im gleichen Stil eingerichtet.

Und das ist das Italienische Haus - ein zweistöckiger Pavillon für Empfänge. Im Erdgeschoss befindet sich eine Sammlung von Raritäten, darunter Skulpturen, mit Perlen genähte oder aus farbigem Marmor bestehende Bilder und kleine Modelle von Gebäuden. 

In der Voliere wurden immer Singvögel gehalten. Auch heute leben hier gefiederte Bewohner, und selbst im Winter kann man Pfauen sehen.

Das Anwesen hatte auch Gärten und Orangerien, in denen exotische Bäume und Früchte angepflanzt wurden: Mandeln, Granatäpfel, Pfirsiche, Oliven und Zitronen. Pjotr Scheremetew liebte exzentrische Gesten und sandte jeden Winter einen Korb mit Pfirsichen an die Zarin.

Gerne veranstaltete Scheremetew Theateraufführungen unter freiem Himmel. Seine Truppe, die aus Leibeigenen bestand, war im ganzen Russischen Reich berühmt. Es gibt eine sehr bewegende Geschichte darüber: Graf Nikolai Scheremetew verliebte sich in die Leibeigene Praskowja Kowaljowa. Talentiert und einfühlsam trat sie unter ihrem Künstlernamen Schemstchugowa auf.

Er befreite sie und ihre ganze Familie von der Leibeigenschaft und erhielt die offizielle Erlaubnis des Zaren, sie zu heiraten - eine untraditionelle Geste zu dieser Zeit.  

Schemstchugowa starb, als sie 34 Jahre alt war, kurz nachdem sie ein Kind zur Welt brachte. Daraufhin widmete der Graf sein ganzes Leben der Nächstenliebe. Eine der Straßen in der Nähe des Anwesens heißt heute Schemstchugowa-Allee.

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