Fünf vergebliche Versuche, Russland und die Sowjetunion zu erobern

„Die Schlacht bei Malojaroslawez am 24. Oktober 1812“ von Nikolai Samokisch

„Die Schlacht bei Malojaroslawez am 24. Oktober 1812“ von Nikolai Samokisch

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Es gab in der Geschichte viele Angriffe auf Russland, doch nie gelang es den Feinden, das Land endgültig zu erobern.

1. Die Goldene Horde

„Die Schlacht bei Kulikowo“ von Sergei Prisekin

Ursprünglich gehörte die Goldene Horde zum mongolischen Reich. Im Jahr 1237 marschierte Batu Khan, der Herrscher der Goldenen Horde, in die Kiewer Rus ein und plünderte die wichtigsten Städte, darunter Kiew, Wladimir, Rjasan und Tschernihiw. Zu dieser Zeit war die mongolische Armee den Russen weit überlegen. 

Nach der Invasion zogen sich die Mongolen in die Steppe zurück, weil es nicht ihr Ziel war, die russischen Gebiete zu annektieren. Stattdessen ließen die Mongolen die Russen selbst entscheiden, welche Fürsten in den russischen Städten regieren durften. Doch zuvor mussten diese zur Goldenen Horde reisen, um ihren Respekt zu erweisen und die Erlaubnis zur Herrschaft zu erhalten.

Die Russen mussten der Goldenen Horde auch nach 1259, als sie ein vom mongolischen Reich getrenntes Chanat wurden, Tribut zollen. Dieses System der Abhängigkeit wurde das tatarisch-mongolische Joch genannt und hat die russische Kultur stark beeinflusst. 

Entwicklung, Alphabetisierung und Produktivität gingen drastisch zurück. 1380 besiegte Fürst Dmitri von Moskau in der Schlacht bei Kulikowo die Mongolen und die lang ersehnte Befreiung der russischen Länder begann. Das Joch endete offiziell im Jahr 1480, als Iwan der Große von Moskau die tatarischen Armeen an der Ugra zurückdrängte. 

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2. Polnisch-Litauische Union 

„Die Polen überlassen den Moskauer Kreml dem Fürsten Poscharski (1612)“ von Ernst Lissner

Schon vor der eigentlichen Gründung der Polnisch-Litauischen Union im Jahr 1569 führten einzelne Länder der späteren Union Krieg gegen Russland. In der Zeit der Wirren (Smuta) in Russland verbündete sich die Union mit Schweden und marschierte ins russische Zarenreich ein.

In der Schlacht von Kluschino 1610 besiegte die polnische Armee die russischen Streitkräfte. Bald lud die selbstorganisierte Regierung der Sieben Bojaren Wladyslaw IV. Wasa ein, russischer Herrscher zu werden. Moskau wurde zwei Jahre lang von den polnischen Invasoren kontrolliert, bis 1612 die russische Volkswache, angeführt von Kusma Minin und Fürst Dmitri Poscharski, Moskau befreite. Bald darauf übernahmen die Romanows die Regierung

3. Schweden

„Die Schlacht bei Poltawa“ von F. Simon nach dem Original von D. Marten

Schwedische Truppen eroberten 1611 kurzzeitig Nowgorod, mussten es jedoch 1617 zurückgeben. Durch den Friedensvertrag von 1617 verlor Russland aber den Zugang zur Ostsee. Später, während des Großen Nordischen Krieges 1700 - 1721, fiel die schwedische Armee in die damaligen weißrussischen Gebiete ein und eroberte die Stadt Mogiljow.

Im Jahr 1708 machte Schweden den Versuch, St. Petersburg zu erobern, doch die Stadt wehrte sich. Karl XII. von Schweden scheiterte mit seinen Soldaten auch an der Einnahme von Smolensk, einer strategisch wichtigen Stadt, die als „Schlüssel zu Moskau” galt. 

Die Schweden zogen weiter nach Süden, Richtung Ukraine. Im Juni 1709 schlug Peter der Große in der Nähe der Stadt Poltawa die schwedische Armee in einer legendären Schlacht. Karl XII. floh in die Türkei.

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4. Frankreich 

„Napoleon im brennenden Moskau“ von Albrecht Adam

Während Napoleons Russlandfeldzug von 1812 überquerten über 600 000 französische Soldaten die Memel und fielen in Riga ein. Danach zogen sie weiter nach Smolensk, wo sie die russische Armee vertrieben und die Stadt niederbrannten. Der Weg führte weiter nach Moskau. 

In der Schlacht von Borodino bei Moskau erlitten beide Armeen schwere Verluste, aber Napoleon gelang dennoch die Eroberung Moskaus. Es war das letzte Mal in der Geschichte, dass die Stadt eingenommen werden konnte. Das brachte den Franzosen jedoch nichts. Alexander I. akzeptierte keinen Frieden um jeden Preis, den der verzweifelte Napoleon mit seiner dezimierten Armee im halb zerstörten Moskau gerne gehabt hätte. 

Als die französische Armee letztlich den Rückzug antrat, startete das russische Volk einen Guerillakrieg. Es gelang, die Franzosen zu besiegen und zurück nach Paris zu jagen. 

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5. Die Invasion von 1918 

Britische Truppen in Archangelsk, 1918

Diese beispiellose Invasion ereignete sich während des Bürgerkriegs in Russland 1917-1921, als der Sowjetstaat noch in den Kinderschuhen steckte. Nach dem Vertrag von Brest im März 1918, mit dem die russische Beteiligung am Ersten Weltkrieg beendet wurde, besetzten verschiedene Staaten russische Gebiete.

Die Deutschen hatten Teile des europäischen Russlands besetzt, Großbritannien Archangelsk, Murmansk, Sewastopol und die Krim. Frankreich und Griechenland kontrollierten teilweise Odessa. Italien und Großbritannien nahmen an der Invasion des russischen Fernen Ostens teil und Finnland hatte das Gebiet von Karelien besetzt. Insgesamt hielten sich damals rund 14 Staaten auf russischem Gebiet auf. 

Doch bis 1919 hatten die meisten ausländischen Streitkräfte aufgrund militärischer und diplomatischer Vereinbarungen mit der  bolschewistischen Regierung das Land wieder verlassen. 

>>> Westliche Einmischung vor 100 Jahren: Wie Ex-Verbündete 1918 in Russlands Bürgerkrieg eingriffen

6. Nazi-Deutschland

Der deutsche Angriff auf Russland während des Zweiten Weltkriegs war die größte und tödlichste  militärische Operation in der Geschichte der Menschheit. Die Deutschen hatten ihre Attacke an verschiedenen Orten gestartet. Die Ukraine, damals noch Gebiet der UdSSR, hatten sie bereits besetzt, das damalige Leningrad (heute St. Petersburg) stand unter Belagerung. Kursk im Süden und Archangelsk im Norden sowie Woronesch waren bereits erobert. 

Die Invasion erstreckte sich über den größten Teil des europäischen Russlands bis nach Stalingrad (heute Wolgograd) im Süden. Nach der verheerenden Schlacht von Stalingrad wurde Hitlers Armee nach Kursk zurückgedrängt und war gezwungen, sich nach Deutschland zurückzuziehen. Schließlich wurden die Deutschen besiegt.

So wie das Russische Reich 1812 die französische Hauptstadt einnahm, um den Sieg zu sichern, eroberte die UdSSR 1945 auch Berlin. Mit Hilfe der Verbündeten des Zweiten Weltkriegs war es gelungen, das menschenverachtende NS-Regime zu zerschlagen. 

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