Von der Entstalinisierung zur Weltraumforschung: Archivbilder der sowjetischen 1950er Jahre

Geschichte
BORIS JEGOROW
Unter Nikita Chruschtschow trat die Sowjetunion in eine Epoche der teilweisen Liberalisierung, der gelockerten Zensur und der Massenrehabilitation von Opfern von Repressionen ein. Dies war ein großer Durchbruch nach der Ära Stalin.

1 Stalins Beisetzung 

An der Beerdigung von Joseph Stalin, der am 5. März 1953 starb, nahmen Zehntausende Menschen teil. Während der Trauerzeremonie kam es zu einem tumultartigen Gedränge, in dessen Folge Hunderte Menschen ums Leben kamen. Genaue Zahlen liegen bis heute nicht vor.

>>> Behördenversagen: Warum selbst Stalins Tod für viele Sowjetbürger tödliche Folgen hatte

>>> Stalins Todestag: Nicht alle trauerten

2 Gründung des KGB

1954 wurde das berüchtigte Komitee für Staatssicherheit, „Schwert und Schild der Kommunistischen Partei“, gegründet. Unter der Abkürzung KGB wurde diese Sicherheitsbehörde international bekannt. Sie wird eng mit der Sowjetunion, bis zu deren Ende, assoziiert.

>>> Geheimdienste: Was aus den KGB-Agenten wurde

3 Inbetriebnahme des ersten sowjetischen Kernkraftwerks

1954 wurde in der Stadt Obninsk, Region Moskau, das erste sowjetische Atomkraftwerk in Betrieb genommen. Der Reaktor blieb auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion am Netz, bis er 2002 stillgelegt wurde.

4 Nikita Chruschtschow und seine Maiskampagne 

Mitte der 1950er Jahre startete der damalige Sowjetführer Nikita Chruschtschow eine groß angelegte Maiskampagne, die das Problem des Mangels an Viehfutter lösen sollte. Ohne auf das Klima zu achten, wurde fast das ganze Land mit Mais bepflanzt. Der Maisanbau erfolgte auch auf Feldern, auf denen traditionell Weizen und Roggen wuchsen. Diese Politik führte im Endeffekt zu einer Knappheit von Fleisch, Milch und sogar Brot in der gesamten UdSSR. 

>>> Neuland-Kampagne: Wie Chruschtschow die Sowjetunion abspeisen wollte

5 Gründung des Warschauer Paktes

Als die Bundesrepublik Deutschland (BRD) 1955 der NATO beitrat, war dies ein unmittelbarer Verstoß gegen das Potsdamer Abkommen, wonach Deutschland weiterhin entmilitarisiert bleiben sollte. Am 9. Mai wurde die BRD offiziell NATO-Mitglied, und nur fünf Tage später, am 14. Mai, unterzeichneten die sozialistischen Länder einen Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung, der allgemein als Warschauer Pakt bekannt ist. So wurde die „sowjetische NATO“ geboren.

>>> Die sowjetische Antwort auf die NATO: Wie mächtig war der Warschauer Pakt?

6 Beginn der Entstalinisierung und Chruschtschows „Tauwetter“

Während seiner legendären Rede auf dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei sprach Chruschtschow auf sensationelle Weise über den Personenkult und die Diktatur von Joseph Stalin. Dies war ein Wendepunkt in der Geschichte der Sowjetunion. Das Land beschritt den Weg der teilweisen Liberalisierung des politischen, sozialen und kulturellen Lebens, der Lockerung der Zensur, der Rehabilitation und Freilassung der GULAG-Häftlinge. Die so genannte Tauwetterperiode hatte begonnen.

>>> Sowjetisches „Tauwetter“ der 1960er Jahre durch die Linse von Wladimir Lagrange (FOTOS)

>>> Zaghaft, berechnend und heuchlerisch: Wie Chruschtschow Stalin und dessen Erbe demontierte

7 Die Ungarn-Krise 

1956 kam es in Ungarn zu einem großen antisowjetischen Aufstand, der von westlichen Sicherheitsdiensten unterstützt wurde. Am 1. November erklärte die neue ungarische Regierung den Austritt des Landes aus dem Warschauer Pakt. Der Ungarische Volksaufstand wurde umgehend unter Beteiligung sowjetischer Panzer niedergeschlagen. Ungarn wurde in das sozialistische Bündnis zurückgeholt. 

8 Erster künstlicher Erdsatellit

Am 4. Oktober 1957 eröffnete die Sowjetunion die Ära der Weltraumforschung. Der erste künstliche Erdsatellit wurde in eine elliptische Erdumlaufbahn gebracht. Der 92-tägige Flug von Sputnik 1, so wurde der Satellit genannt, ermöglichte es Wissenschaftlern, die Dichte der oberen Atmosphäre zu untersuchen, was zuvor unmöglich gewesen war.

9 Der Fall Boris Pasternak 

Trotz teilweiser Liberalisierung ließen die sowjetischen Behörden nicht zu viel Freiheit zu. Boris Pasternak war ein perfektes Beispiel dafür. Als der Schriftsteller 1957 versuchte, seinen Roman „Doktor Schiwago“ über die russische Revolution zu veröffentlichen, wurde eine gegen ihn gerichtete Hetzkampagne organisiert. Der im Westen veröffentlichte Roman stieß auf großes Echo. 1958 erhielt der Autor dafür einen Nobelpreis für Literatur. In der Sowjetunion wurde „Doktor Schiwago“ erst im Jahr 1988 im Zuge der Perestroika erstmals veröffentlicht. 

>>> Die Schiwago-Affäre: Welche Rolle spielte die CIA?

10 Erster Besuch eines Sowjetführers in den USA

Am 15. September 1959 betrat erstmals in der Geschichte ein Sowjetführer amerikanischen Boden. Im Laufe von zwei Wochen besuchte Chruschtschow New York, Los Angeles, Washington, Pittsburgh und San Francisco. Über 5.000 Journalisten berichteten über seine Reise.

>>> Wie Nikita Chruschtschow eine Epoche prägte