Foto: Alexej Jaroschewski
Vom Meer aus erinnert die russische Insel mit dem französischen Namen Moneron an eine malerische Landschaft aus der Fernsehserie „Lost". Sie ist so klein, dass man sie mit einem Motorboot innerhalb einer halben Stunde umfahren kann. Zu Fuß erschließt man die Insel samt ihrem höchsten Punkt, dem Starizki-Berg (440 Meter), in fünf bis sechs Stunden. Dieser „Traum eines jeden Fotografen" ist für Touristen äußerst attraktiv. Die Reisenden lassen sich von dem langen und ermüdenden Weg durch die Wellen des Tatarensundes nicht abschrecken.
Die Anreise zur Insel
Der Weg nach Moneron beginnt in der Hafenstadt Newelsk. Die dort
Sondergenehmigungen für den Besuch der Insel stellt der Grenzschutz für einen bis mehrere Monate aus. Reiseveranstalter, die Touren nach Moneron anbieten, erledigen in der Regel die bürokratischen Formalitäten.
stationierte kleine Flotte von Motorbooten stellt die Verkehrsverbindung zur Insel sicher.
Das Ufer Sachalins und die Bucht von Moneron trennen etwas mehr als 30 Seemeilen, also ungefähr 50 Kilometer. Die Geschwindigkeit eines kleinen Bootes gegen die Meeresströmung jedoch beträgt maximal zehn Knoten (18 Stundenkilometer) – drei Stunden „Achterbahn" durch die Wellen des Tatarensunds, wenn das Wetter mitspielt. Es genügt die Andeutung eines Sturms, und die Fahrtzeit verlängert sich um fast das Doppelte.
Der Blick auf die Bucht der Insel, der sich den Moneron-Reisenden eröffnet, ruft geradezu danach, auf Hochglanzpostkarten vervielfältigt zu werden.
Einziger russischer Naturpark im Meer
Selbst der sorgfältig zwischen den smaragdgrünen Hügeln direkt am Ufer der Bucht platzierte kleine Hotelkomplex trübt nicht den Eindruck der Unberührtheit der Insel. Die gemütlichen kleinen Gasthäuser können maximal 20 Personen zur gleichen Zeit beherbergen. Größere touristische Gruppen würden das ökologische Gleichgewicht der Insel unausweichlich stören.
Foto: Alexej Jaroschewski
Eben aus diesem Grund ist der Touristenandrang auf Moneron überschaubar, erklärt die Fremdenführerin und Ökologin Natalja Kruglowa: „Moneron ist in Russland der erste Naturpark im Meer. Im vergangenen
Jahr haben wir pro Saison ungefähr 1 000 Besucher empfangen. Diese Größenordnung wird sich kaum grundlegend ändern. Wir möchten schließlich nicht, dass die einzigartige Natur der Insel Schaden nimmt."
Moneron hat eine recht verschlungene Geschichte. Die ersten offiziellen Bewohner der Insel waren Japaner. Im 17. Jahrhundert trug der Samurai Hironori Murakami Moneron in Navigationskarten ein. Eine „zweite Entdeckung" der Insel folgte im 18. Jahrhundert durch französische Seefahrer, die sie daraufhin auf europäischen Seekarten verzeichneten. Der berühmte französische Entdecker Jean-François de Galaup de La Pérouse gab während seiner Weltumsegelung im Jahr 1787 der Meerenge zwischen Sachalin und Hokkaidō seinen Namen. Als die Schiffe der französischen Expedition „Boussole" und „Astrolabe" die abgeschiedene Insel erreichten, benannte Graf de La Pérouse sie zu Ehren des Ingenieurs und Offiziers seiner Expedition nach Paul Monneron.
Die erste verlässliche Karte der Insel wurde 1867 von russischen Hydrografen angefertigt, die sie in die Karte des Russischen Kaiserreiches einzeichneten. Die Expedition wurde von einem K. Staritsky geleitet, nach dem der höchste Punkt der Insel benannt wurde.
Doch die Insel Moneron gehörte nicht lange zu Russland. Nach der Niederlage Russlands im Russisch-Japanischen Krieg ging die Insel an
Man kann die Insel Moneron im Rahmen einer ein- bis zweitägigen Tour kennenlernen oder auch für eine ganze Woche anreisen. Die Insel kann als Teil einer Sachalin-Reise beim Sachaliner Reiseveranstalter Travel-Sachalin (Webseite in russischer Sprache) besucht werden. Die Tourismus-Managerin (englischsprachig) ist erreichbar unter: ekaterina@travel-sakhalin.ru
Eine Zimmerreservierung im Hotel auf der Insel (bei Reisen ab zwei Tagen) ist über das Unternehmen Adrenaline Tour möglich: (Webseite in russischer Sprache), E-Mail-Kontakt (englischsprachig): adrenalinetour@mail.ru
Japan über. Sie erhielt den Namen Kaiba-tō und blieb bis zur Kapitulation Tokios 1945 japanisches Hoheitsgebiet. Von Moneron ist das Land der aufgehenden Sonne buchstäblich zum Greifen nahe. Bei gutem Wetter erkennt man von Moneron aus Rishiri, eine der japanischen Inseln.
Auf Moneron sind einige japanische Bauten erhalten: das kleine Haus des Funkers, der Leuchtturm sowie mächtige technische Bauwerke aus Beton. Nachdem Moneron dem Gebiet Sachalin und damit der Sowjetunion zugeschlagen wurde, traten an die Stelle des japanischen Fischerdorfes einige sowjetische Siedlungen. Die Fischerei galt aber bald als unrentabel, und so verlor die Insel fast seine gesamte Bevölkerung.
Einzigartige Unterwasserwelt
Die ökonomische Wertlosigkeit der Grenzinsel für die sowjetische Volkswirtschaft war ein großer Segen für die Natur von Moneron. Hunderte seltener Vögel nisten ungestört auf den Uferfelsen, auch die Fische werden nicht von menschlicher Zivilisation zurückgedrängt. Die Gräser auf Moneron wachsen im Sommer übermannshoch. Das paradiesische Bild rundet ein etwa 15 Meter hoher malerischer Wasserfall ab.
Foto: Stanislav Moroz/EKZO
Die wirkliche Sensation von Moneron ist aber seine Unterwasserwelt. Vor allem um den Erhalt der Meeresfauna kämpfen die Ökologen. Manche der dort unter Wasser siedelnden Organismen kommen nirgends sonst in Russland vor. Dafür gibt es eine wissenschaftliche und dennoch erstaunliche Erklärung: Moneron lag als einzige von allen Inseln des Archipels auf dem Weg des schmalen warmen Tsushima-Stroms, der vom Süden aus den Subtropen kam. Daher finden in den unnatürlich sauberen
Gewässern vor Moneron wertvolle Muscheln und Seeohren, seltene Seeigel, Seewalzen und andere exotische Fauna einen ausgezeichneten Lebensraum. Das Wasser um die Insel herum erfüllt alle Träume des Unterwasser-Fotografen. Der Meeresboden ist noch über mehrere Meter zu erkennen. Die Wenigen, die es einmal hierhin geschafft haben, möchten nichts lieber, als ein zweites Mal nach Moneron zu reisen.
„Ich bin mit meiner Jacht schon viel unterwegs gewesen", erzählt Dmitri Medwedjew, Namensvetter des russischen Premierministers und leidenschaftlicher Taucher. „Doch eine solche Schönheit habe ich nirgends gesehen. Man braucht hier selbst unter Wasser keine Lampe, so klar ist es. Eine solche Unterwasserlandschaft findet man an der ganzen Küste des Fernen Ostens nicht."
Medwedjew ist unter Wasser mit einer Spezialkamera ausgestattet. Aber auch mit gewöhnlicher Technik lassen sich eindrucksvolle Bilder einfangen: eine Sammelstelle von Seelöwen und Ringelrobben, bizarre Felshöhlen, deren Wände bunt bemalt sind, malerische Hügellandschaften, sowie japanische und sowjetische Relikte aus Zeiten, als noch Menschen auf der Insel lebten.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei strana.ru
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