In diesem Sommer wird Kasan die Gastgeberstadt von sechs Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft sein. Dort wird am 16. Juni Frankreich gegen Australien, am 20. Juni der Iran gegen Spanien, am 24. Juni Polen gegen Kolumbien und am 27. Juni Südkorea gegen Deutschland spielen sowie am 30. Juni das Achtelfinale und am 6. Juli das Viertelfinale stattfinden.
Die Stadt gilt als eines der interessantesten touristischen Reiseziele Russlands und ist das kulturelle und sprachliche Zentrum von Tatarstan. Es gibt hier demnach viel zu entdecken, wenn Sie sich ein oder zwei Tage auf das nächste Spiel gedulden müssen. Hier sind drei Ausflugsideen für jeweils einen Tag, die Sie der Natur wieder näher bringen und Sie in eine der ältesten und geheimnisvollsten Zeitabschnitte der russischen Geschichte zurückversetzen.
Bolgar (130 Kilometer von Kasan)
Bolgar liegt über der Wolga im Süden von Kasan und besitzt eine atemberaubende weiße Steinmoschee am Wasser, die ein wenig ans Taj Mahal erinnert.
Die Mauern des „Mekka des Nordens“ wurden im 13. Jahrhundert erbaut, als vor und während der Besetzung von Dschingis Khan an dieser Stelle die wohlhabende islamische Metropole Wolga Bolgaria entstand. Wolga Bolgaria war der Vorläuferstaat des östlichen Reichs Khanat Kasan und bei der Eroberung der Stadt Kasan im Jahre 1552 einst der größte Rivale Iwan des Schrecklichen, und ebnete den Weg für die Kolonisierung des Urals und Sibiriens.
Bolgar hat neben seiner atemberaubenden mittelalterlichen Pracht auch den größten Koran der Welt zu bieten, der mit Jade, Silber und Gold verziert ist. Als Verkörperung kultureller Veränderungen, die einen seltenen Einblick in Russlands Entwicklung zu dem riesigen, multiethnischen Land, das es heute ist, gewährt, ist es zudem der beste Ort, um ein Gefühl für tatarische Kultur und Altertümlichkeit zu bekommen.
Bolgar lässt sich am besten mit der Fähre erreichen, die Sie von Kasan aus in etwas mehr als einer Stunde zu Ihrem Ziel bringt und auf der Sie die Aussicht auf die schier endlosen Wälder und den azurblauen Himmel genießen können. Sie fährt täglich um acht Uhr von der U-Bahn-Station „Kasan“ ab und kostet 600 Rubel beziehungsweise ungefähr acht Euro pro Person. Alternativ können Sie in zweieinhalb Stunden auch mit dem Auto dorthin gelangen.
Die Insel Swijaschsk (60 Kilometer von Kasan)
Bei dem UNESCO-Weltkulturerbe handelt es sich vielmehr um eine Halbinsel, die zu Sowjetzeiten überschwemmt und durch eine dünne Straße mit dem Festland verbunden wurde, als um eine Insel. Sie wird von den hohen Klippen über Wasser gehalten und ist eine der seltsamsten und malerischsten Touristenattraktionen Russlands mit einem perfekten Ausblick auf die Wolga.
Heutzutage ist Swijaschsk ein friedliches Dorf mit 258 Einwohnern und reich an interessanter Geschichte und Architektur. Viele der Einwohner sind in den riesigen Villen der Insel untergebracht, die schon von weitem sichtbar sind. Die hölzerne Dreifaltigkeitskirche aus dem Jahre 1551 wurde in nur vier Wochen erbaut und diente Iwan dem Schrecklichen einst als Festung. Ferner liegen sieben weitere Kirchen und Klöster auf der Insel verstreut.
Die mythische Insel Swijaschsk eignet sich vor allem für jene Besucher, die Idylle bevorzugen und es generell ruhig angehen und bei einem Spaziergang mal wieder die Seele baumeln lassen möchten. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Puschkin, der das Dorf als Inspiration für sein magisches Märchenland Bujan in seiner Geschichte „Das Märchen vom Zaren Saltan“ benutzte.
Sie ist leicht zugänglich. Der landschaftlich schönste Weg dorthin führt entlang der Wolga und kann mit Booten, die von der Kasaner Schiffsstation für 200 Rubel (etwa 2,75 Euro) abfahren, in ungefähr zwei Stunden zurückgelegt werden. Man kann jedoch auch mit der „Elektritschka“, der russischen Regionalbahn, oder mit dem Bus für 170 Rubel beziehungsweise 2,35 Euro dorthin fahren.
>>>Ein russischer Punkt mehr auf der Unesco-Karte: Weltkulturerbe Swijaschsk
Raifa Kloster (30 Kilometer von Kasan)
Das größte Kloster von Tatarstan liegt im Herzen des Wolga-Kama-Naturschutzgebietes und ist eine Oase der Ruhe, die orthodoxe Architektur mit Ökotourismus in sich vereint.
Es liegt im Westen von Kasan und schon der Fußweg auf den schmalen, von prächtigen Kathedralen und Kirchen aus Stein und Holz gesäumten Wegen dorthin gleicht einem religiösen Erlebnis. Jede Kathedrale bietet zudem ein spektakuläres, extravagantes goldenes Interieur, das dem Winterpalast in Sankt Petersburg ähnlich sieht.
Das Kloster liegt am schillernden Raifskojesee, in dessen kristallklarem Wasser sich der Himmel und die umliegenden Bäume spiegeln, und ist der perfekte Zufluchtsort für alle, die während der feuchten, tatarischen Sommermonate etwas Ruhe suchen.
Es gibt leider keine Zugverbindungen zwischen Raifa und Kasan, sodass die einzige Möglichkeit, in einer Stunde dorthin zu gelangen, der Bus oder das Auto sind. Am bequemsten sind die Busse mit der Nummer 552 und 554, die von Kasans Nordbahnhof, „Sewernyj Woksal“, der mit der U-Bahn erreichbar ist, für einen Preis von 70 Rubeln beziehungsweise 0,95 Euro sechs Mal täglich nach Raifa fahren.