Die Revolution
Innerhalb von nur neun Monaten des Jahres 1917 gab es in Russland zwei Revolutionen, die das Schicksal des Landes für immer veränderten. Im Februar brach die russische Monarchie zusammen und im Oktober übernahmen die Bolschewiki die Macht im Land. Der Anführer der Revolution war (fast zufällig) der Sohn eines ehemaligen Leibeigenen, Wladimir Lenin.
Stalin an der Macht
Lenin wollte die UdSSR als einen Zusammenschluss unabhängiger, gleichberechtigter Republiken und als Grundlage für die zukünftige Einheit aller sozialistischen Länder schaffen. Er lehnte die Idee eines zentralisierten Staates vehement ab und nannte sie antidemokratisch. Doch am Ende setzte sich der stalinistische Plan, die UdSSR in einen autoritären Zentralstaat zu verwandeln, durch.
Industrialisierung
Im Jahr 1928 begann die UdSSR mit der Industrialisierung, indem sie einen Fünfjahresplan einführte – dieser sollte die Wirtschaft ankurbeln. Er wurde innerhalb von vier Jahren umgesetzt, was zwar einen hohen Propagandawert hatte, aber eine untragbare Belastung für die Menschen in der UdSSR darstellte.
Staatliche Kolchosen
Mit dem Beginn der Industrialisierung zogen die Menschen in Scharen in die Städte, die Felder wurden aufgegeben und es gab einen Mangel an Landbevölkerung. All dies führte zu einer schweren Hungersnot im Land. Es wurde klar, dass die Kolchosen (kollektive Agrarbetriebe) an strategischer Bedeutung gewinnen mussten. Der Staat förderte die Landwirtschaft und romantisierte sie durch Plakate und Filme. Durch die Abschaffung der privaten Bauernhöfe machte die Sowjetunion die Kolchosen zu einer Quelle für Lebensmittel und kontrollierte sie dabei streng – alles Gute musste strikt an den Staat abgeführt werden.
Sport-Imperium
Um „das Land voranbringen“ zu können, musste das sowjetische Volk gesund und fit sein. Deshalb wurde sportliche Betätigung schon in der frühen Kindheit gefördert. Der sowjetische Sportkult erreichte seinen Höhepunkt in den 1930er Jahren, als auf dem Roten Platz aufwendige Massensportparaden abgehalten wurden.
Kostenlose Bildung
Als die Bolschewiki an die Macht kamen, war Russland ein Land mit vielen Analphabeten. Die allgemeine kostenlose Bildung wurde zu einem der wichtigsten Sozialprogramme.
Die Datscha – ein sowjetisches Paradies auf Erden
Eine Datscha zu haben, war ein sowjetischer Traum. Oft hatten diese Sommerhäuser kein fließendes Wasser oder ein Wasserklosett, nur minimale Annehmlichkeiten, und sie waren die meiste Zeit des Jahres unbewohnt. Aber hier fühlte sich der Sowjetmensch in den Sommermonaten wirklich glücklich.
Sowjetische Kindheit
„Danke, Genosse Stalin, für unsere glückliche Kindheit!“. Der Satz wurde erstmals 1936 bei einer Sportparade auf dem Roten Platz geäußert und war bald schon einer der bekanntesten Propagandasprüche. Was eine glückliche Kindheit angeht, so entsprach das nahezu der Wahrheit: Sowjetische Kinder hatten zwar kein Zimmer voller Spielzeug, aber sie verbrachten viel Zeit im Freien, spielten gemeinschaftliche Spiele und hatten eine große Auswahl an Hobbygruppen und Vereinen, in denen sie sich betätigen konnten. Klicken Sie hier, um mehr über die Kindheit in der UdSSR zu erfahren.
Besessenheit vom Weltraum
Seit den 1950er Jahren war das Wettrennen im Weltraum etwas, das Millionen von Sowjetbürgern sehr am Herzen lag. Die Menschen weinten Freudentränen, als die Sowjetunion mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All schickte, als der Alexej Leonow sein Raumschiff verließ und im Weltraum schwebte und Walentina Tereschkowa die erste Frau im Weltraum wurde.
Subbotniks
Jeden Frühling leistete fast die gesamte Bevölkerung des Landes unbezahlte Arbeit, um die Gegend um ihr Wohnhaus, ihre Schule oder ihre Fabrik zu verschönern: Sie sammelten Laub und Müll auf, strichen Zäune und reparierten, was baufällig geworden war. Diese Aktionen wurden Subbotnik genannt, weil sie an Samstagen stattfanden. Anfänglich wurde diese Form der freiwilligen Gemeinschaftsarbeit mit großer Begeisterung aufgenommen (weil sie dem Wohl der sozialistischen Gesellschaft diente). Später wurden Subbotniks verpflichtend – und verloren so das Flair der edlen Freiwilligkeit.
Soda-Maschinen
Diese Soda-Getränkeautomaten waren in der ganzen Sowjetunion zu finden und zogen lange Schlangen an. Seltsamerweise tranken alle aus demselben Glas, das vor dem Trinken allerdings im Automaten ausgespült werden konnte.
Der Kampf gegen die Kirche
Die Sowjetunion versuchte, sich vielen Dingen zu widersetzen, aber die Religion war besonders hartnäckig. Indem sie den Glauben an Gott durch den Glauben an den Sozialismus ersetzten, wollten sie jeglichem religiösen Einfluss auslöschen. 1918 wurde die orthodoxe Kirche vom Staat getrennt – Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle wurden von da an nicht mehr von den Kirchenbehörden registriert. Die Kirchen selbst wurden in Lagerhäuser, staatliche Einrichtungen und Gefängnisse umgewandelt, einige von ihnen wurden einfach zerstört. Die Sowjetunion hat die Religion jedoch nie offiziell verboten.
Kantinen
Öffentliche Kantinen waren ein auffälliges Merkmal ihrer Zeit. Sie wurden geschaffen, um die sowjetische Frau vom Kochen zu befreien und ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Aufbau des Sozialismus zu richten. Hier können Sie nachlesen, was der Sowjetmensch gegessen hat.
Demonstration zum 1. Mai
Die jährliche Demonstration zum Tag der Arbeit fand in Russland schon zu Zeiten des Zarismus statt, aber als die Bolschewiki an die Macht kamen, wurden die Arbeiter zur „wichtigsten“ Klasse und der 1. Mai zum Feiertag. Die Teilnahme an einer Demonstration war Pflicht. Diejenigen, die versuchten, sich dem zu entziehen, galten als unzuverlässige Bürger ihres Landes.
Die erste Siegesparade
Die erste Siegesparade fand unmittelbar nach dem Krieg, 1945, auf dem Roten Platz statt. Das Land verlor fast 27 Millionen seiner Bürgerinnen und Bürger (eine Zahl, die sich bis heute immer noch ändert). Danach hatte die Sowjetunion eine lange und harte Zeit, um sich zu erholen, was sie nach Meinung von Experten bis zum Ende nicht geschafft hat.
Stalins Beerdigung
1953 trauerte das Land um den Tod seines Führers Josef Stalin. Zehntausende Menschen wollten seinen Leichnam sehen, aber die Behörden konnten das nicht organisieren. Dies führte zu einer Massenpanik. Bis heute schwanken die Schätzungen über die Zahl der Opfer zwischen einigen Dutzend und mehreren Tausend.
Frauen an den Maschinen
Die UdSSR war ein Land der Gleichberechtigung der Geschlechter. Von Anfang an haben die Bolschewiki die Rechte von Männern und Frauen auf der Gesetzesebene gleichgestellt. Frauen bekamen das Recht, ihren Beruf und Wohnort zu wählen, eine Ausbildung zu absolvieren, zu heiraten und sich scheiden zu lassen und das gleiche Gehalt wie Männer zu bekommen. Entsprechend wurden sie behandelt: Frauen leisteten harte körperliche Arbeit, standen an den Drehmaschinen, pflügten Felder und arbeiteten in den Bergwerken.
Es gab einen Mangel an allem
Es konnte Jahre dauern, ein Möbelstück oder ein Auto zu kaufen. Auch Lebensmittel und Kleidung waren Mangelware. Das war in der sowjetischen Gesellschaft gang und gäbe. Und in endlosen Schlangen zu stehen und etwas von „unter dem Ladentisch zu bekommen“, war fast schon ein Volkssport.
Überall im Land die gleichen Häuser
Nachdem eine große Anzahl von Menschen in die Städte abgewandert war, wurde das Wohnungsproblem zu einem wunden Punkt für den jungen Staat. Gelöst wurde das Problem erst unter Nikita Chruschtschow, der anordnete, das ganze Land mit einheitlichen fünfstöckigen Wohnungen zu bebauen (im Volk als Chruschtschowki bezeichnet). Jeder, der in der UdSSR geboren wurde, lebte in einem solchen Haus oder hatte zumindest Verwandte oder Freunde, die dort wohnten. Wie so eine typische sowjetische Wohnung aussah, können Sie hier nachlesen.
Pionierlager
Die Kinder kamen im Alter von 6 oder 7 Jahren in die Schule und traten mit 9 Jahren in die Pionierorganisation ein. Es war eine Ehre, ein Pionier zu sein (es stimmt, dass fast alle Kinder Pioniere waren). In den Sommerferien gingen die Kinder in Pionierlager. Die Besten (aus Sicht des kommunistischen Systems) wurden nach Artek geschickt, dem renommiertesten und berühmtesten Pionierlager auf der Krim.
Gulag-Gefangene
Vom Polarkreis bis nach Kasachstan, in der wilden Taiga und im Fernen Osten umfasste das Gulag-System zu Stalins Zeiten die gesamte UdSSR und verfügte über mehr als 30.000 Standorte. Millionen von Menschen haben dort ihre Strafe abgesessen.
Heißbegehrter Kuraufenthalt im Sanatorium
Es war der Traum eines jeden Arbeiters mit seinen 28 gesetzlich garantierten Urlaubstagen, aber nicht jedem war es vergönnt, sie am Meer zu verbringen. In den sowjetischen Kurorten und Sanatorien standen etwa 850.000 Plätze zur Verfügung, deshalb konnten in dem Land mit mehr als 250 Millionen Einwohnern weniger als 1 Prozent der Bevölkerung in der Sonne baden.
„Knochen-Schallplatten“
Während des Kalten Krieges hatte westliche Musik – Boogie-Woogie, Rock 'n' Roll, Jazz – in der UdSSR einen halblegalen Status. Schallplatten mit dieser Musik konnte man nicht einfach im Laden kaufen. Die sowjetische Bevölkerung, die die zeitgenössische Kultur der Welt kennenlernen wollte, erfand jedoch ihre eigene Art, Elvis Presley zu hören – sie nahm Lieder auf alten Röntgenbildern auf und vertrieb sie im Untergrund.
Die erste Jeans
Der Eiserne Vorhang schirmte das sowjetische Volk von der „verrotteten“ kapitalistischen Welt ab, aber nichtsdestotrotz gelang es einigen, die Levis-Jeans, West-Zigaretten oder auch eine Platte von The Doors zu besorgen. In sowjetischen Geschäften war es unmöglich, solche Waren zu kaufen und waren nur auf dem Schwarzmarkt bei Spekulanten zu finden.
Der Tag, an dem das Land verschwand
„Das alte System brach zusammen, bevor das neue System eine Chance hatte zu funktionieren. Und die Krise der Gesellschaft hat sich noch verschärft“, erklärte Michail Gorbatschow, der erste und letzte Präsident der UdSSR, den Zusammenbruch der Sowjetunion in seiner Rede an die Nation am 25. Dezember 1991.